Für mich schien der Blick über den Tellerrand schon immer enorm sinnvoll. Doch noch nie war das so prägnant wie bei dem Thema Führung.

 

Als frisch gebackene FK fragte ich mich: Wenn es schon innerhalb meines Unternehmens so viele verschiedene Ansätze gibt, wie machen das wohl die anderen Radiosender so? Gibt es da keinen Austausch? Ich fragte also meinen dienst ältesten und am besten vernetzten Führungskollegen, ob es denn eine branchenübergreifende Plattform gäbe, die sich regelmäßig über die gängigen Herausforderungen der Branche (und da gibt es ziiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiemlich viele (also Herausforderungen)) austauschen würde. Die Antwort war kurz und deutlich: Nein.

„Einzelne Rückfragen klar, aber ein Netzwerk?“

Ja, einzelne Fragen zu Recht und Abschreibungen etc. sind durchaus auf direktem Weg möglich, aber ein übergreifender Austausch darüber hinaus: gibt es nicht.

Dann kam Corona – und mit der Pandemie eine ganze Welle von Herausforderungen, vor allem für Führungskräfte. Plötzlich mussten wir wie alle Radiosender auch, stabile Studios in Wohn- und WG-Zimmer installieren. Plötzlich mussten wir uns virtuell in Pressekonferenzen einschalten und top-Tonqualität aufnehmen. Plötzlich kamen so Begriffe wie „Kurzarbeit“ und „systemrelevant“ näher und näher und natürlich, quasi so nebenher, mussten wir plötzlich unsere Teams aus der Ferne führen, ohne dass wir die technische Infrastruktur dafür gehabt hätten. Also wieder: Herausforderungen, die auf keinen Fall nur uns als Radiosender betreffen. Doch diesbezüglich geschah lange nichts.

„Frau Heile, verfassen Sie doch bitte mal ein Konzept“

Da mein Team und ich aus der Natur der Sache heraus (wir arbeiten schließlich im Digitalbereich, sind also mit den gängigen Tools und Co. vertraut) bat mich mein Chef, mir das Thema „Führung auf Distanz“ genauer anzuschauen. Ich sollte mit meinen „alternativen Ansätzen und frischen Ideen“ (Zitat) dafür sorgen, dass der Laden so halbwegs am Laufen blieb, vor allem was das Zusammengehörigkeitsgefühl und das kreative Miteinander betrifft. Ich war in meinem Element – und mein Team die Versuchskaninchen. Wir probierten Kreativ-Tools wie Menti und Wonder aus, entschärften Bomben (aka spielten ein entsprechendes Computerspiel), führten Coffeebreaks, virtuelle Sprechstunden und vieles mehr ein.

Im eigenen Unternehmen belächelt, in der Branche gut gefragt

Während wir im eigenen Unternehmen eher dafür belächelt wurden („Ihr wieder, seid hier ja die Spaßabteilung!“ – nur ein Kollege hat bis heute aus meinen Methoden seine eigenen abgeleitet), sprach sich das in der Branche herum und so meldete sich ein Kollege eines befreundeten Unternehmens bei meinem Chef, ob ich nicht all das mal vorstellen könnte – und zwar bei einem Branchennetzwerktreffen, da es ja nur für alle ein Vorteil sei, wenn man von den Corona-Learnings der befreundeten Unternehmen lernen könnte.

Gefeierte Speakerin am 1. Branchennetzwerk-Treffen

So fand ich mich kurze Zeit später als Speakerin vor lauter Führungskräften von insgesamt 16 großen und kleinen Radiosendern wieder – nicht wissend, ob meine Ideen und Learnings nur bei meinem kleinen, überschaubaren Team von fünf Personen funktionierten, oder ob darin mehr Potential steckte. Ich weiß noch sehr genau, dass mir das Herz ordentlich in die Hose rutschte, denn viele Teilnehmende waren deutlich patriarchischerer und autoritärerer Natur, als ich es jemals erlebt hätte. Wie würden sie meine „Hirngespinste“ auffassen?

Trotzdem redete und redete ich und haute damit alle vom Hocker. Derjenige, der den letzten Vortrag halten sollte, warf danach das Handtuch mit den Worten „Das kann und will ich nicht mehr toppen – wir sollten uns nun wirklich intensiv mit Frau Heiles Thema austauschen!“

Operation: branchenübergreifende Taskforce

Und dann ging alles sehr schnell. Wir bildeten eine Taskforce. Ich verfasste Briefings und Anleitungen, drehte Erklärvideos und organisierte Feedbackrunden. Die Truppe war top motiviert, auch wenn sich nicht jede meiner Methode 1:1 in jedem Sender umsetzen ließ – doch wir fanden individuelle Alternativen. Wir gingen Extrameilen und schoben Überstunden. Der Blick über den Tellerrand innerhalb einer Branche war für alle Beteiligten so wertvoll und hilfreich, dass wir uns schworen, dass dieser Austausch unbedingt bestehen bleiben müsse – und eine Zeit lang klappte das wirklich gut. Doch dann kam der Alltag nach und nach zurück. Die Austausch-Calls wurden weniger, nur hier und da wurden noch einzelne Fragen oder Geburtstagsgrüße im Chat geteilt. Und dennoch: der Vibe lebt noch immer. Und meine Überzeugung, dass ein Netzwerk jedweder Art, mit oder ohne Taskforce im Anschluss ist ungebremst – denn bringen wir nicht allen schon unseren Kindern bei, dass man von Fehlern und Erfahrung so unglaublich viel lernen kann?

 

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