Wie Trauerbewältigung das Image prägt

(Triggerwarnung: Tod)

 

Nichts, wirklich NICHTS hat mich als Führungskraft gleichzeitig so sehr gefordert und bestärkt wie der Umgang mit Trauer – und das auf mehreren Ebenen.

Wie wichtig der Umgang mit Trauer für einen Arbeitgeber ist, hat meine Vereinbarkeitsmanagerin-Kollegin Kathrin Post-Isenberg perfekt zusammengefasst:

„… auch der Umgang mit Trauer gehört zum Werteverständnis eines Unternehmens. Es spiegelt wieder, ob die Beschäftigten als Individuum gesehen und behandelt werden. Trauer am Arbeitsplatz wirkt sich direkt auf den Employer Brand aus.“


Kathrin Post-Isenberg

 

Klar ist: Die maximal 3 Tage Sonderurlaub, welche Arbeitgeber in der Regel beim Tod eines Angehörigen gewähren, reichen bei weitem nicht aus, um seine Trauer zu verarbeiten.

Verständlicher Weise wird dieses Thema meistens erst dann präsent, wenn es akut ist. Die wenigsten Führungskräfte haben Trauerbegleitung gelernt, selbst Empathie gehört nicht zwangsläufig zur klassischen Führungsfähigkeit. Ein Unternehmen, das offen und vertrauensvoll mit der Trauer seiner Mitarbeitenden umgeht und Führungskräfte hat, die weder peinlich berührt noch mit flapsigen Parolen („Die Zeit heilt alle Wunden…“) leisten damit nicht nur einen menschlichen, sondern auch einen wichtigen Beitrag für das Employer Branding.

 

Vertrauen ist das A und O

Es ist vor allem das Vertrauen in sein Gegenüber, auf das es ankommt. Hat ein Teammitglied kein Vertrauen in ihre Führungskraft oder ihr Kollegium, wird er oder sie das Thema vermutlich nicht von selbst ansprechen, geschweige denn eine Diskussion darüber beginnen, ob beispielsweise eine Fehlgeburt wirklich als Tod eines Menschen zu sehen ist.

Umgang mit Trauer – meine Erfahrungen

Ich persönlich hatte sowohl als Mitarbeiterin als auch als Führungskraft bereits ganz unterschiedliche Erfahrungen in meinem bisherigen beruflichen Werdegang machen dürfen – alle durchweg positiv:

  • ‌Das Vertrauen, dass mir trauernde Teammitglieder:innen schenkten, als sich bei ihnen ein Loch ohne Boden öffnete, weil ein geliebter Mensch gestorben war. Sie wussten, dass sie sich jederzeit an mich wenden können. In einem Fall mitten in der Nacht. Dass ich mittrauere und diskrete wie unkonventionelle Wege ermögliche, wie sie ihrer Trauer gerecht werden, ohne an die Arbeit denken zu müssen.

           ? Danke liebes (Ex-) Team, für dein Vertrauen in mich. ?

  • Das Vertrauen, dass ich in mein Team haben konnte, als ich mit tiefer Trauer ganz transparent umging und so liebevoll aufgefangen wurde. Unbezahlbar. 
  • Das Vertrauen, dass ich damals in meinen Chef haben konnte, weil ich mir sicher sein konnte, dass auch er als Geschäftsführer Zeit für mich finden und mir alle Steine aus dem Weg räumen würde und alles andere als “auch das noch, jetzt fällt sie ja ewig aus!” verkörperte. 
  • Das Miteinander, wie das gesamte Unternehmen mit trauernden Mitarbeitenden lebt und Zeit gibt, so viel Zeit, wie die Person braucht, um mit ihrer Trauer wieder zur Arbeit zu kommen. 
  • Das gemeinsame Trauern um die Kollegin, die von einem Motorradausflug nicht mehr zurück kam. Die vielen Facetten der Trauer. Auch das schweißt zusammen.

Ich weiß, dass all das nicht selbstverständlich, aber so unglaublich wichtig ist. Dass viele Arbeitnehmende sich nicht trauen (oft auch zu recht), sich ihrer Führungskraft oder ihrem Kollegium in diesen schweren Zeiten anzuvertrauen. Oder auch nichts so sehr privates mit dem Beruf vermischen möchten und ihrer Trauer aus diesen Un-Vereinbarkeitsgründen keinen Raum geben können.

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